Island erfahren. Dies ist der Titel eines Buches von
Karl Wiktorin, der dieses Mitte der 80iger Jahre verfaßt hat. Man kann in
diesem Land noch Abenteuer erleben, wenn man es darauf anlegt. Man muß allerdings
dazu sagen, daß wir keine 'Island-Anfänger' sind und demnach wußten, was
auf uns zukommen kann.
Manche Hochland-Pisten, auf denen nicht gerade reger Verkehr herrscht,
verlangen den Geländewagen viel ab. So lockert sich alles, was nicht
niet- und nagelfest ist, nach und nach. Anderes wiederum scheuert so
lange aneinander bis es kaputt ist.
So geschehen bei Kay's Eltern. Die Schläuche zum
Ölkühler waren leck und das Öl sprudelte nur so heraus. Die Reparatur war
an sich nicht problematisch. Mehrere Liter Motoröl hatten wir allerdings
nicht dabei. Den Versuch den Patrol abzuschleppen, gaben wir nach
kürzester Zeit auf, als die Abschleppstange in einem Winkel von 90 Grad
verbogen war.
So waren Margit und Dieter gezwungen, eine Nacht im
Auto zu verbringen, was bei Nebel und Temperaturen knapp über Null Grad
nicht jedermanns Sache ist. Zumal wir uns in einer Hochebene befanden, in
der es fürchterlich windig war und es weit breit nichts gab, hinter dem
man vor dem Wind flüchten konnte. Es war also nicht daran zu denken, ein
Zelt (was aufgrund des sehr steinigen Untergrunds ohnehin schwierig
gewesen wäre) aufzustellen, geschweige denn etwas zu kochen.
Aber alles ging gut aus. Wir kamen heil zur
Tankstelle, kauften Öl, schliefen ein paar Stunden und kamen morgens
gegen 10 Uhr wieder bei den beiden anderen an. Der Motor hatte glücklicherweise
nichts abbekommen und wir konnten problemlos das Hochland verlassen. Als
wir dann endlich wieder Asphalt unter den 'Swampern' hatten, beschlossen
wir, die nächst größere Stadt aufzusuchen und uns den Luxus eines
Schwimmbads mit einer heißen Dusche zu gönnen.
Im späteren Verlauf unserer Reise hatten wir noch
diverse kleinere Pannen, die aber alle nicht tragisch waren. Besonders
erwähnenswert sind jedoch die Reparaturwerkstätten in Island. Als wir ein
Radlager benötigten, mußten wir in einen Nachbarort fahren, weil sie es in
der ansässigen Werkstatt nicht vorrätig hatten. In Hella hatten sie es
zwar auch nicht auf Lager, aber der Typ hat sich mächtig in Zeug gelegt
und wild herum telefoniert. Wir sollten 2 Stunden später (es war bereits
gegen 5 Uhr Nachmittag) wiederkommen. Als Kay und Dieter zur
verabredeten Zeit wieder ankamen, hatte der Mechaniker bereits das neue
Lager eingepresst. In einer anderen Werkstatt bekamen wir sogar Samstag
Abend noch die Motoraufhängung geschweißt. Auf jeden Fall hat uns unser
Jeep mal wieder nicht im Stich gelassen und uns heil nach Hause
gebracht.
Vor unserer Reise wurden wir öfters gefragt, ob wir
wieder zum Übersommern nach Island fahren würden. So weit hergeholt ist
dies nicht, da die Durchschnittstemperatur im Juli ca. 12 Grad beträgt.
Mitunter kann es im Hochland passieren, daß es auch im Sommer schneit. Wir
hatten dieses Mal aber riesig Glück. Es waren nur 4 Tage richtig schlecht.
Dafür hatten wir aber 4 super sonnige Tage, bei denen ich mir bei einer
Gletscherwanderung am Kverkfjöll sogar einen leichten Sonnenstich (und das
in Island!) zuzog.
Diese Gletscherwanderung war echt fantastisch, es ging
über Eis und Schnee zu einem Thermalgebiet mit riesigen Solfatarenfeldern.
Überall rauchte und qualmte es und das mitten im Gletscher. Insgesamt
waren wir über 10 Stunden unterwegs und haben dabei fast 1000 Höhenmeter
zurückgelegt. Wir waren alle ganz schön fertig am Abend.
Ein weiteres Highlight war unser Reitausflug in
Landmannalaugar. Man kann dabei die schöne Landschaft richtig genießen.
Wir waren zwar 'nur' 2 Stunden unterwegs, aber da wir alle mehr oder
weniger Anfänger sind, hat es vollauf gereicht. Den Muskelkater hat man am
nächsten Tag sowieso. Wir sind durch richtig tiefe Flüsse (z. T. über
einen Meter tief) geritten, bei denen die Pferde ganz schön gegen die
Strömung kämpfen mußten. Aber bis auf nasse Füße ist alles gutgegangen.
Man kann dies nur empfehlen, egal ob man Reiterfahrung hat oder
nicht.
Besonders fasziniert hat uns auch die Eishöhle in der
Nähe von Husafell. In dieser völlig unbekannten, nicht ausgeschilderten
Lavahöhle findet man bis in den Frühsommer hinein riesige Eisformationen. Da nur
in die ersten paar Meter Licht einfällt, hatten wir dieses Jahr Fackeln
dabei und sind weit in die Höhle hineingelaufen. Wir hatten ziemlich kalte Füße
als wir wieder herauskamen, da man auf glattem Eis unterwegs ist, das auch noch von einigen cm Eiswasser bedeckt
ist. Aber es hat sich gelohnt.
Natürlich waren wir auch dieses Jahr wieder am Geysir, der eine Besonderheit für uns
bereit hatte. Abgesehen vom schönen Wetter, war dieses Jahr der große Geysir, der allen
heißen Quellen ihren Namen gegeben hat, wieder aktiv. Die seit langem ruhende Springquelle,
die nur noch ein mal jährlich zum Nationalfeiertag mit Seife zur Erruption gebracht wurde,
spuckte wieder.
Strokkur, sein kleiner Bruder, war aktiv, wie immer mit Ausbrüchen von 20-30m Höhe.
Zum Geysir sollte man am besten abends gehen, dann ist man hier nämlich fast alleine.
Tagsüber stehen hier zu Spitzenzeiten bis zu 30 Busse !!!
Aber zum Glück gibt es noch viele einsame, schöne
Stellen in Island, die noch weitestgehend unbekannt sind und hoffentlich
auch bleiben.
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